Zum Punkt 20 der Themenübersicht:  

Einzelausstellung im Sommer 2012 in Kaiserslautern in der Hack-Galerie. Die Laudation hielt Kristin Tecles, Master of Arts. Sie sprach sehr gut über die Motive des Künstlers und befragte ihn dann in einem spannenden Dialog wie er auf seine Kunst kam. Da lachte er und holte etwas länger aus, was im Buch "Kunst. Jenseits von Figuration und Abstraktion", das er 2025 veröffentlichte, auch erschöpfend beschrieben wird. Es waren zahlreiche Leute in die Ausstellung gekommen, die bei witzigen Passagen des Dialogs oft lachten und freundlich Beifall spendeten.

Ausstellung 2012  Norbert Herrmann

Fotos: Gretel Kawohl-Herrmann

Zeitungsartikel 2012
Ausstellung 2012 Norbert Herrmann

 Die Journalistin und Fotografin Isabelle Girard de Soucanton konnte die Eröffnung damals nicht zur Kenntnis nehmen, weil sie verhindert war, kam aber an einem anderen Tag und  schrieb in der Rheinpfalz/Pfälzische Volkszeitung vom 22. Juni 2012 (siehe oben) unter der Überschrift folgenden Artikel:

"Gegensätze und Unbekanntes:

Den ersten Eindruck beim Betreten der Galerie bestimmen Bildformate voller Reihungen. Horizontale, vertikale, diagonale. Schwarzweiß, zwei - dreifarbig, pastellenleise, leichtend-satt und auch schon mal irgendwie bunt. Trotz zunächst vage feststellbarer Unterschiede – ein Prinzip geordneter Konsequenz, basierend auf geometrischen Formen und Zeichen: Kreise, Vier- und Dreiecke, spitzwinklige Zacken hier, verlorene Teile dort, vertraut neben verdreht, vertieft neben verflacht, je nach Schattenriss ohne Herkunft. Das Spiel eines optischen Täuschungsmanövers oder Irritation als Prinzip zur Information, Realisation oder Reflektion?

Tatsächlich mildert die serielle Anzahl dieses Phänomen und lässt eine Lesart erkennen, die auf fast spektakuläre Art in das erwähnte Prinzip Ordnung auch schon mal dasjenige des Chaos integriert. Norbert Herrmann legt Spuren dreidimensional wirkender Aufbrüche, Verzerrungen. Wie aus unterirdischen Tiefen hoch gedrückte Wölbungen stören die Gleichförmigkeit linearer Geo- und Symmetrien. Oder werden überlagert, getrennt und unterwandert von scheinbar externen Flächen. Spannend zu sehen, wie Malpinsel, Zeichenstift oder druckgrafische Techniken wie Schneiden, Ritzen, Fotografieren oder neuerdings digital auf Holz, Linol und Papier dreidimensionale Vorstellungen erzeugen.

Doch für Herrmann geht es weniger um handwerkliches Können, vielmehr um Ambivalenzen, Pluralismen, Kommunikationsformen sowie bedingt auch Assoziationen. Beispielsweise ins Wesenhafte, in menschliches Verhalten und Denken, wohl auch in emotionale Befindlichkeiten inklusive aller ihnen anhaftender Zerbrechlichkeit. Inwieweit der Künstler derlei gezielt in seiner Malerei und Grafik einsetzt, bleibt bis hin zu meist fehlenden Titeln unausgesprochen bzw. dem Betrachter vorbehalten. Die Thematik an sich jedoch liegt eindeutig in dieser, unserer heutigen Zeit. Da reicht ein Stichwort: Globalisierung. Aus ihm schöpft der Künstler und versteht der Betrachter jene beiden Begriffe Ambivalenz und Pluralismus. Tatsächlich suggeriert jenes Wort eine Art weltumspannende Gleichheit.

In Wahrheit birgt es Gegensätze und Unbekanntes en masse. Das Spannendste im Werk Herrmanns – der sich übrigens stark von der Optical-Art-Begründer Victor Vasarely beeinflussen ließ – liegt in seiner Beschäftigung mit ausschließlich zwei Formen und deren Teilen: Kreis und Quadrat. Irgendwie erinnert das den digital denkenden Laien an die rechnenden Nullen und Einsen der Computer. In beiden Fällen werden zutiefst vertraute Zeichen benutzt, um kaum verstehbare Abläufe in Gang zu setzen.

Diese Ausstellung war die erste Ausstellung in der Region, nach einer Gruppenausstellung in Berlin. Das Atelier war vorher im Kleinen Odenwald beheimatet, doch 2009 war dann die Eröffnung in einer Pfälzer Waldgemeinde nahe Kaiserslautern und in der Nähe zu Neustadt an der Weinstraße. 

Kunst von Norbert Herrmann 2012

In dieser Ausstellung in der Hack-Galerie 2012 in Kaiserslautern benutzte Norbert Ernst Herrmann noch ausschließlich seinen primären Vornamen: Norbert. Er ergänzte ihn später bis heute mit seinem zweiten Vornamen Ernst - so hieß sein Vater -, weil in der Nähe seines Ateliers und Wohnortes ein Mensch gleichen Namens als Mitglied der faschistischen AFD öffentlich auftrat. Mit dem will Norbert Ernst Herrmann nicht verwechselt werden.