Zum Punkt 18 der Themenübersicht:
Der israelische Philosoph Omri Boehm wurde im Der Spiegel u.a. zu Trump interviewt. Das Magazin schickt voraus: "Interessanterweise spielen das Völkerrecht und seine Institutionen, zum Beispiel die UNO, bei Trumps Friedensplan keine Rolle." Darauf sagte Boehm: "Nicht dass wir uns falsch verstehen: Es ist gut, dass die Geiseln aus der Hamas-Gefangenschaft zurückgekehrt sind und die Zerstörung des Gazastreifens aufgehört hat. Aber was Trump erreicht hat, ist kein "Friedensplan". Es ist ein Deal, wie ihn die Mafia machen würde. Trump geht zu den Palästinensern und sagt: Wir haben euch schon ins Knie geschossen, jetzt setze ich euch die Pistole an den Kopf. Entweder ihr unterschreibt, oder ich drücke den Abzug. (...) So spricht ein Mobster." Der Spiegel: "Und sein Umgang mit den Israelis?" Boehm: "Ebenfalls wie ein Mafiaboss. Israel hat gelitten, um die Geiseln zurückzuholen. Die Gesellschaft ist zerrissen, in eine grundlegende politische Krise verstrickt, wegen der juristischen Reform und des Prozesses gegen Netanyahu. In dieser Situation stellt sich Trump vor das israelische Parlament und sagt: Hier, ich habe euch die Geiseln zurückgegeben, jetzt gewährt Netanyahu Amnestie. Das klingt lustig, ist aber todernst gemeint." Der Spiegel: "Manchmal wird Geschichte genauso gemacht."
Boehm: "Ja, die Logik der Macht. Der Cheriff der für Ordnung sorgt. Aber Vorsicht: Wenn er so mit Israel, mit den Palästinensern umspringt, wird er das auch mit anderen tun. Er wird sich auch anderswo einmischen, was in Deutschland schon geschehen ist, als sich der US-Vizepräsident für die AFD stark machte." Spiegel: "Kann es nicht trotzdem sein, dass man manchmal eine Mobster-Figur braucht?" Boehm: "Welche Art von Geschichte soll das sein? Nach dem zweiten Weltkieg und dem Holocaust ist klar geworden, dass angesichts des Zivilisationsbruchs die Macht durch Gesetze reguliert werden muss. Daraus ist die regelbasierte Ordnung des modernen Völkerrechts und seiner Institutionen entstanden. Wer jetzt den Niedergang dieser Idee begrüßt, sollte sich fragen, womit er da sympathisiert. Es läuft darauf hinaus, dass sich der Cheriff, den sich nach dem Ende der Sowjetunion viele "Realisten" als Weltpolizisten herbeiwünschten, um den Liberalismus überall auf der Welt durchzusetzen, nun in einen Gangster verwandelt hat. " (Der Spiegel Nr. 44, 24.10.2025, Seite 53)