Zum Punkt 10 der Themenübersicht:
In seinem Buch "Kunst. Jenseits von Figuration und klassischer Abstraktion" behandelt Norbert Ernst Herrmann die Wichtigkeit der Figur/Grund-Beziehung, die nicht nur in der Kunst eine große Rolle spielt, auch wenn in letzter Zeit von einigen Künstler*innen öfter versucht wird, sie durch einige Verfahren wirkungslos machen zu wollen. Ganz entfliehen kann man ihr schwer - siehe die Anmerkungen zu Frank Stella (Punkt 1 der Themenübersicht) - was im Buch eingehend behandelt und begründet wird.
In der Einleitung und dem Fortgang des Buches umreißt der Autor sein Projekt in der bildenden Kunst, das erst nach seinem Kunststudium in Mannheim, dann in Heidelberg an der Universität durch sein Studium in den Fächern Erziehungswissenschaften und Psychologie richtig Fahrt aufnahm. Dort lernte er u.a. die Schriften des Gestaltpsychologen Rudolf Arnheim und des französischen, marxistischen Soziologen Henri Lefebvre kennen, über dessen Ambivalenzbegriff Mitte/ Ende der siebziger Jahre viele Seminare stattfanden sowie zahlreiche Diplom - und Promotionsarbeiten verfasst wurden. Der Ambivalenzbegriff von Lefebvres "Kritik des Alltagslebens" inspirierte Norbert Ernst Herrmann dazu, unter diesem Gesichtspunkt das Werk Victor Vasarelys näher in den Blick zu nehmen und die Grundlagen für sein eigenes Werk zu schaffen, das Aussagen über unsere jüngere Zeitgeschichte erlaubt. Gefragt ist ganz allgemein in Zeiten des weltweiten Umbruchs, wie es weiter geht in der Welt angesichts der um sich greifenden, von den Industrienationen verursachten und fast ohne Unterlass weiter getriebenen Umweltkatastrophen, grässlichen Kriegen, autoritären und terroristischen Staatsformen, religiös oder politisch motivierten, gewaltförmigen Extremismen, sowie des bis in den Alltag der Menschen durchschlagenden Folgen des Gegensatzes zwischen furchtbarer oder relativer Armut und obszönem oder ebenfalls relativem Reichtum - sprich dem Kapitalismus mit seinen gigantischen, finanzwirtschaftlich getriebenen Monopolen -, der sich historisch irgendwann auf marktwirtschaftliche Strukturen, die so alt sind wie die Menschheit, aufgepfropft hat mit seiner unbedingten Profitlogik, und die Welt beherrschend, anscheinend nicht vergehen will.